Wednesday, October 13, 1999

Einzug 1999, Teile 8 bis 10

[13.10.99]
Bei Koller (fragt dieser Esel doch tatsächlich Sachenrecht und ich hatte auf OR spekuliert) werde ich wohl nie über eine zwei hinauskommen. WENN ich eine zwei bekäme, wäre ich schon saugut bedient, mark my words. Jetzt brauche ich ein nap.

Schmutz (buhuhuuuuu!), Odyssea naufragia


[2.12.99]
So, ich bin auch wieder mal in Bern. Ich war auch noch keine Stunde an der Uni, macht mich jemand netterweise darauf aufmerksam, dass morgen bereits die Anmeldefrist abläuft für die nächsten Prüfungen. Meine Begeisterung hält sich in Grenzen. Nach der Anmeldung habe ich dann die Bücher gekauft und erwartungsgemäss festgestellt, dass es sich nicht um 15-seitige Broschüren, sondern um 400-seitige sackspannende Schmöker handelt mit so verlockenden Titeln wie Schuldbetreibungs- und Konkursrecht oder Zivilprozessrecht. Hurra. Insofern herrscht hier bereits wieder Vollbeschäftigung von der übelsten Sorte.
Zu Hause sind mittlerweile alle Kisten ausgepackt und mit einer Ausnahme ALLE (haleeeehlujaaah) Handwerker abgezogen. Hei, was habe ich geputzt. Aber es hat sich gelohnt. Unsere Unterkunft sprüht nur so vor Charme, so etwas Schnüseliges hat nicht jeder. Wir sind ganz begeistert. Herkules hat auf der Veranda seinen Wellness-Center eingerichtet mit diesen fürchterlichen Sitzsäcken (die ich nicht entsorgen durfte), der Play-Station (inkl. die alten Commodore-64-Monitore, die ich auch nicht entsorgen durfte) und einer mittleren Marihuana-Plantage (hier entsorgt er regelmässig selber). Ausserdem sind wir ultimativ verkabelt (herkules/resolotta@qlaibasel.ch oder so ähnlich), verfügen über einen gigantischen Kühlschrank, eine effiziente Waschmaschine und eine ästhetisch einwandfreie Duschabtrennung (was keine Selbstverständlichkeit ist). Das beste ist und bleibt aber die Bibliothek, ach, ein Anblick, der mir unendlich Glücksseufzer entlockt. Allerdings müssen wir sie erweitern, da meine Juristen-Literatur zur Zeit noch keinen Platz hat. Ich werde (stundenlang) darüber nachdenken, in welcher unteren, unauffälligen Ecke sie inskünftig stehen darf. Kommt Zeit, kommt Rat.
Im Volleyball verlaufen die Kurven unterschiedlich, wobei Kurve schon mal falsch ist: Herkules’ Mannschaft gewinnt alles, Resolottas Mannschaft verliert alles. Ein Umstand, der zu denken geben könnte, wenn's uns beiden nicht eher wurscht wäre. Im Gegenteil, wir haben es sauglatt, eigentlich.

In diesem Sinn, Resolotta


[6.12.99]
Jaja, die Dezember haben's so schön in sich, das ist unbestritten. Bei uns werden die Mailänderli mangels Zeit und Ofen (tja, man vermisst so ein Gerät also doch) erst in St.Antönien fabriziert (ja, traditionsgemäss wollen wir dahin- dahin ziehen und traditionsgemäss findet Mein Bruderherz das eine Schisstradition, aber er wird volldemokratisch überstimmt,
wie jedes Jahr und macht dafür über die Festtage den allerbesten Mutschgrind [wobei das allerdings von Jahr zu Jahr weniger zu werden scheint, oder bin ich einfach abgehärtet?]).
Was das Kerzenziehen für den kostenlosen Studentenrechtshilfedienst der Uni Bern betrifft, so muss ich den schwänzen, denn neben allen Weihnachtsessen kommt ja auch noch Besuch aus Holland und das macht die volleyballinfizierten Wochenenden "leicht" überstrapaziös, hailige Bimbam. Ausserdem müssen wir, bevor die kommen, noch die Vorhänge montieren, weil man sonst von der Leuengasse Geradenummern direkt (u.a.) in unser riesengrosses WC-Fenster sieht. Und überhaupt: DAS geht ja nun wirklich nicht.
Was das Volleyball betrifft, kann im übrigen endlich von einer KURVE berichtet werden! Im Fall von Resolotta vom ersten (und erst noch 3:0) Sieg und im Fall von Herkules, man glaubt es kaum, hat's im Cup eine Niederlage gesetzt, allerdings knäppestens.
Was Deine gemästeten Weihnachtsratten betrifft, so hoffe ich doch, dass sie über unseren Besuch hinaus am Leben bleiben, um allfälligen Spekulationen bezüglich Verpflegung frühzeitig das Wasser abzugraben. Bezüglich ihrer Rezeptionsfähigkeiten könnte man hier direkt eine literaturwissenschaftliche Nachuntersuchung anknüpfen zum Thema:

"Lernen auch Ratten Lyrik leichter auswendig als Prosa?"
In diesem Sinne, Resolotta

Friday, September 10, 1999

Einzug 1999, Teile 1 bis 7

[10.9.99] - Eiger-Live-Besteigung
Wetter: Nach einem verschifften August nun ein sagenhafter September ergo barfuss.
Gestern und heute läuft die Eiger-Nordwand-Besteigung live im Schweizer Fernsehen (mit web-cam, falls Du Dich bezüglich meiner Wetter-Auskünfte vergewissern willst: http://eiger-live.dplanet.ch/index-home.html
Prüfungen: ab 27. September, und von gründlicher Vorbereitung natürlich keine Spur. Da ich doch viel lieber mein Büchergestell einräume als Verwaltungsrecht lerne.
Ja, wir sind so ein wenig am einziehen. Allerdings harren wir noch ein paar Dingen, die da kommen sollen, z.B. die Küche und ähnliches. Warmwasser läuft seit gestern, aber eine Duschtrennwand wäre noch clever. Da wir beide immer noch "gelegentlich" Sport treiben, wäre auch eine Waschmaschine kein Luxus usw. Vom Telefon fehlt auch noch jede Spur (wir haben bereits mehrere erboste Karten aus NL bekommen, ob wir wohl heimlich in den Ferien seien und wir sollten mal anrufen, derweil wir schamlose Egoisten die Ruhe geniessen und niemand, der uns dreinredet) - Das hat zur Folge, dass Du für eine Besichtigung der Häuslichkeiten wohl am besten direkt vorbeikommst, was mich natürlich freuen würde, aber je nach sozialem Engagement ("wo Du schon mal da bist: Du solltest noch Tante Amelie besuchen, schliesslich ist sie auch schon über neunzig. Ausserdem hat Oma einen Kuchen vorbereitet für morgen nachmittag und zur Zahnkontrolle könntest Du auch wiedermal und am Sonntag koche ich was schönes und Cousin August lädt uns auf den Tüllinger Hügel ein am Samstag....") hast Du möglicherweise keine Zeit.

Resolotta Quichotta

[17.9.99]
Im Kopf, Victoria Nadine! Ich habe die Zitate im Kopf. Schliesslich ist und bleibt Odysseus mein grösster Held.
(Schon als ich zehn war, war ich begeistert von diesem Mann und ich bin immer noch nicht auf Ithaka gewesen. Es ist ergo umso ungerechter, dass Mein Bruderherz jetzt nach Troia geht, während ich mich hier quäle.) Mir sollte derzeit zugegebenermassen statt Voss (o genialer Übersetzer!) jeweils einigermassen spontan die Vorgehensweise bei der eherechtlichen Gütertrennung einfallen ...
Aber, wie sagte doch die Tochter zu ihrem Alten - drauf antwortete Zeus' blauäugichte (!) Tochter

Athene: Halte nicht länger mich auf, denn dringend sind meine Geschäfte.
In diesem Sinn, Parcivalla

[22.9.99]
Und - ist sie schon in Sicht unsere gediegene Duschabtrennung?



[27.9.99]
Also zuerst sind jetzt Prüfungen angesagt, keuch.
Was das Einziehen betrifft: Möchten hätten wir schon wollen, nur dürfen haben sie uns nicht lassen. Aber BEINAHE- BEINAHE. Man müsste eigentlich nur noch Zeit finden, um den Entscheid zu fällen. Es liegt übrigens nicht am Kühlschrank sondern am Kühlschrank-Schrank. Von übrigen Details wollen wir aber schweigen.

So kurz, so gut, R.

[30.9.99]
Ich glaube schon, dass das Daumendrücken etwas genützt hat, war ich angesichts einer ziemlich kompletten Ignoranz der rechtlichen Aspekte des Falls immerhin mit einer erstaunlichen Eloquenz gesegnet, von der ich hoffe, sie täusche wenigstens ein bisschen über meine Unzulänglichkeiten hinweg. Morgen ist Strafrecht - aus meiner Sicht die grösste Strafe des gesamten Studiums - also fest drücken!

R.

[30.9.99]
Morgen Nachmittag wollten wir ursprünglich mal in den IKEA, falls Du würdest frei nehmen können. Wie sieht's denn jetzt aus, mein gescheiter und herzensguter Herkules? Wollen wir, kannst Du?
Möchtest Du mich nicht sowieso mal noch anrufen heute, bittebitte?

Odyssea

[4.10.99]
Also, was habe ich alles vergessen?


Türen schleifen:
- Haustüre
- Schlafzimmertüre

Malen:
- Loch vom Heizkörper im Schlafzimmer
- Schlafzimmer Strassenseite: Stuck beim Balken
- Zweiter Stock: Fleck unter dem Lichtschalter, Flecken unter Fenster beider rechten Box (Seite Bücher), Flecken beim Thermostat
- Gang Parterre, Treppenhaus
- WC: Roter Staub auf der Fussbodenleiste unter dem Lavabo
- Verandatür
- zweite Runde Schrank unter dem Fenster im Parterre
- schwarze Fingerabdrücke bei den Lichtschaltern und bei den SteckernStrassenseite zweiter Stock
- schwarze Fingerabdrücke an der Mauer zwischen Eingangstür und Treppe


Elektro:
- Im Schlafzimmer sind die Knöpfe verkehrt geschaltet
- Für die Aussenlampe braucht's einen Schalter mit Lämpchen
- Hausglocke

Türschlösser:
- Schrank im zweiten Stock
- Schlafzimmertüre
- Bad-Türe
- Wohnzimmertüre
- oberer Teil des Geländers in den ersten Stock nochmals montieren
- erste Treppenstufe Richtung zweiter Stock irgendwie vor dem Abbrechen bewahren

Thursday, July 22, 1999

Umbau 1999, Teile 14 bis 17

[22.7.99]
Im übrigen tut sich wieder etwas in der Villa. Die Mazedonier sind zurück aus den Ferien. Ungefähr zwei Stunden nach ihrer Rückkehr von der Adria haben sie unser Badezimmer geplättli-t, dito das WC und dem Sanitär- und Heizungsschwoben bereits telefonisch mit übelsten Sanktionen gedroht, wenn er seinen faulen Hintern nicht häufiger in die Leuengasse bewege.
Ausserdem haben sie die Parkett-Legeaktion in die Wege geleitet. Ab heute hat Massimo, der Schreiner, wieder mal etwas zu tun, hier. Unser Bambus-Parkett hat ihm gefallen und es sieht sogar verlegbar aus. Ich glaube, das versöhnt ihn ein wenig nach dem Ärger mit unserer bunten Treppe. Mit den Abdeckleisten waren sie aber gar nicht zufrieden, hei, was haben sie gemotzt. Und das, obwohl nun festverklebt wird und wir durchaus das holländische System hätten haben können. Jee, was haben sie gejammert. Tausend Argumente haben sie sich einfallen lassen, die gegen DIESE Abdeckleisten sprechen. Sogar Herkules hat seinen Widerstand aufgeben müssen und klein begegeben. Gut, das war ein Fehleinkauf, vergessen wirs. Jetzt kommt echte CH-Ahorn-Aesthetik mit Armbrustgütezeichen ins Haus. Schliesslich, sagen sie, soll es ja anständig (?) aussehen nachher...
Der Heizung/Sanitär-Schwabe legt sich unterdessen mit dem IWB an. Als Grenzgänger fehlt ihm natürlich die Bewilligung zum Anschliessen der Fernwärme, zum Versetzen des Gaszählers sowieso, (eigentlich zum Arbeiten hier) - und überhaupt:

"Schlima als bei uns, verdeggele!"
Am Wochenende vom ersten August schleppen wir unseren Krempel in die oberen Etagen, keuch. Keine besonders erfreuliche Aussicht.
Immerhin, da unterdessen auch die Bodenplättli fürs Parterre gekommen sind, und Neda lieber gestern als heute mit dem Verlegen beginnen möchte

Massimo: "zersch muess Lagg troche, denn uffeschlebbeü! Nid vorhär! Nid vorhär!"

können wir demnächst in der Tat einziehen. Es fehlt dann noch die Küche, aber die ist auch schon in der Warteschlange.

Küchenstudio: "Die Gashahnen muss Mitte 75cm und 55 du sol sunsch problèmes mit Caroussel. - Und s'Wosser muess in Wond, hä, sunsch Kiehlschronk lüegt fihre, s'goht nitä."
Und wenn das alles soweit ist, fehlen uns noch: PLÄTTLI - die für die Cuisine, längmersgwehr.
In diesem Sinn, Resolotta


[6.8.99] - Totale Sonnenfinsternis in Europa
Unser Häuselein wird schnuckiputzig. Es hat jetzt schon Böden. Es fehlen nur noch die Armaturen und die Küche.
Was die Sonnenfinsternis betrifft, so prophezeie ich Dir weniger den Weltuntergang als vor allem den ultimativen Verkehrszusammenbruch. Der dann aber garantiert. Aber wenigstens an etwas können wir uns dann erinnern wenn wir alt und grau sind, selbst wenn es regnen sollte:

"Weisst Du noch das Chaos, und dann hat's geregnet."
Am 11.August 1999 finden wir das noch überhaupt nicht lustig, aber in 20 bis 30 Jahren werden wir uns köstlich darüber amüsieren.
Im übrigen befasse ich mich diese Woche mit Aktienrecht. Bin im Verzug, surprise-surprise.
In diesem Sinn, R. van den Sonnenbrillen

[30.8.99]
Also Du bist gar nicht so weit daneben, was die Bauphase betrifft. Die Böden liegen zwar auf den richtigen Etagen und unterdessen haben wir uns sogar den Zugang zu unserer Unterwäsche erarbeitet. Als piece de resistance entpuppt sich nun allerdings die Küche inklusive deren Gasherd, rsp. der diesbezügliche Anschluss. Ausserdem haben sich der Heizer und der Elektriker miteinander angelegt, so dass wir wahrscheinlich nächstes Wochenende noch kein Warmwasser haben werden und folglich auch noch nicht einziehen könnnen, weil der ganze Plunder ja noch vom IWB abgenommen werden muss, hurra. Ausserdem muss der Elektriker nomol kommen, um die Fernsehanschlüsse (in der Tat in vollem Ernst ein Plural, da wir Entscheidungsunfähige noch keine Ahnung haben, wo wir mit diesem Möbel hinwollen) zu machen, damit wir, verglemmi nonemol endlich mal ein paar Schränke aufstellen können. Schliesslich, murphy lässt grüssen, wollen wir immer GENAU vor den TV-Anschluss einen Kasten aufstellen, wie's halt so ist.
Immerhin werden wir bis Ende Woche vermutlich (Holz aalänge!) alles haben ausser eben Warmwasser - UND EINER KÜCHE, saperlotta: Der Kühlschrank ist zu gross, rsp. der Schrank für den Kühlschrank zu klein, weiss der Geier, und auf einen passenden (nein,den kann man anscheinend nicht einfach umbauen, knirsch) müssen wir VIER (= quatre, = quatro, = four, = 4) Wochen warten, grummel. Ausserdem hat der Gas-Mensch in den fünf Minuten, wo ich mich gerade umgedreht hatte, den Gashahn am völlig falschen Ort montiert, Herkules war böse. Und zwar nicht auf den Gas-Menschen, bhüetisnai, sondern natürlich auf mich. Knirsch. Ausserdem hat der Küchenmensch mit dem Brünneli nicht die Mitte braicht vom Unterschrank, Herkules war nomol verruggt, es war ein ziemlicher Schissdrägg, kann ich Dir sagen. Deshalb bin ich jetzt wieder in Bern und verbringe viel zu viel Zeit damit, im öffentlichen Recht die derzeit gültigen Gesetzesfassungen aufzutreiben, Gruss vom Internet, ächz. Ausserdem, was geht mich das Binnenschifffahrtsgesetz an. Und was mir jetzt gerade noch gefehlt hat, ist natürlich eine parlamentarische Sondersession, längmersgwehr. Ausserdem habe ich noch eine Französischprüfung am Samstag.
Ja, Ferien, was ist das schon wieder.
Resolotta Ohneschnauf



[8.9.99]
Kugelrund läuft's nicht gerade, aber man soll ja nicht klagen.
Französischprüfungen gehen trotz mangelnder Vorbereitung immer einigermassen gut.
Liz-Prüfungen beginnen am 27.9. - dort sind die Aussichten wegen mangelnder Vorbereitung eindeutig weniger gut.
Auch bei Michele sehe ich die Lem-Motivation täglich schwinden, was nicht gerade Gutes ahnen lässt. Er beteiligt sich derzeit lieber an Handy-Eintauschaktionen und Internet-Auktionen.
Unserem Parkett hat's die Hutschnur gelüpft und es fragt sich, ob sich das wieder legt. Soll ich jetzt das Büchergestell einräumen oder nicht? Sollen wir zuerst die (Fussboden-)Heizung anwerfen? Herkules' Nerven sind - nicht nur deswegen - nicht mehr die besten. Langsam muss es ein Ende haben mit unserem Umbau.
Ausserdem wird wieder ordentlich Volleyball gespielt, weil ich sonst ja zuviel vorige Zeit hätte. Die Saison beginnt z'mitts in den Prüfungen, hurra.
Mit anderen Worten: Nichts Neues unter der Sonne zur Zeit. Erzähl lieber mal von Deinem Schaufensterbüro. Das tönt ja ganz nach New Public Management: Transparenz auf allen Stufen...In diesem Sinn, R.

Sunday, June 13, 1999

Umbau 1999, Teile 10 bis 13

[13.6.99]
Dürfte ich Dich bitten, nichts mehr von New Yorker Hitze zu berichten - wo's hier doch goppeloni schon wieder saicht. Das ist gar nicht so einfach zu beschreiben, unsere jeweilige Konsensfindung. Wie in jeder Demokratie dauert es aber in der Regel länger, so dass wir eigentlich alles zu spät bestellt haben.
Deshalb herrscht auf unserer Baustelle derzeit eine unheimliche Stille: Alles was bisher möglich war, ist erledigt, wir befinden uns in der Warteschlange für Badewanne, Bodenbeläge und Badezimmerplättli. Die Küche kommt sowieso erst im August; das Modell Kühlschrank, das wir ausgewählt haben, ist zwar schon im Prospekt, aber (stellt sich jetzt heraus) noch gar nicht auf dem Markt; auf sicher haben wir dafür die Abwaschmaschine - sehr nützlich, so ohne Küche.
Und wir sind ja nun deswegen nicht etwa unterbeschäftigt: Es kommen die Heilsarmee, der Küchenschreiner und die Gebäudeversicherungsbeamten vorbei - und zwar schön säuberlich getrennt nach Wochentagen und selbstverständlich nicht zu Randzeiten.
Heilsarmee: "Am Freitag, im Verlauf des Vormittages".

Schreiner: "Am Dienstag zwischen 1400 und 1430".

Gebäudeversicherung: "Mittwoch in einer Woche um 15.45".
In diesem Sinn, Resolotta


[14.6.99]
Heute sind endlich die Bambus-Parkett-Muster gekommen aus Holland, wie mir am Telefon berichtet wurde.
"Und wie sehen sie aus?"
"Die lackierten Bretter sind ein wenig gelblich, die geölten ein bisschen gelblicher."

"Aha. Und welche wollen wir nehmen?"

"Das entscheiden wir, wenn Du wieder da bist - wann kommst Du? Am Donnerstag, gut dann bestelle ich sie sofort am Freitag morgen in der Frühe."
Ausserdem demonstrieren die Briten im Kosova, wie gut sie im Schuss sind. Nach jahrzehntelangen Schiessübungen auf vermeintliche und vermutete Terror-Zivilisten in Nordirland liegt die Hemmschwelle im britischen Sektor wohl ein wenig tiefer als im deutschen oder französischen. Oder glaubt hier irgendjemand an Zufälle?
In diesem Sinn, Resolotta


[6.7.99]
So, waren wir also mit einem Siebenplätzer ohne Sitze in NL, um unseren Bambusparkett abzuholen. Das allerbeste war allerdings, dass bei meiner Rückkehr Claires Hosen an der Tür hingen. (Und wenn Claires Hosen an der Tür hängen, heisst das, dass es sie auf dem Velo grässlich verschifft hat.) Ich frage: Claire, wann ist das denn passiert? Am Sonntag ist Claire mit Clivia und unserem Etagendumbo bei Grindelwald zum Wandern gewesen - und man hat gefroren, klapper. Und man war nass von hier (sie zeigt auf den Scheitel) bis hier (sie zeigt auf die Zehen). Entsprechend berichte ich mit allergrösster Genugtuung, dass es in Holland 30 Grad war UND WIR IN DER NORDSEE GEBADET HABEN!!! Kaum zu glauben, aber nichtsdestotrotz wahr.

R. van Stüpefaitta


[21.7.99]
Hier hast Du ein mail.
Du solltest eine Plan machen und jeden Tag eine halbe Stunde Töfffahren einplanen (so wie ich beim Joggen: Wenn das Wetter einigermassen hält, gehe ich jeden Tag) - dann bist Du VIEL GLÜCKLICHER und das Lernen ist nicht mehr so eintönig. Ausserdem kannst Du Deine vielen Schoggistengeli neben dem Lehrbuch auftürmen, das motiviert auch.
Weitere Tips fallen mir zur Zeit nicht ein, aber Du wirst bestimmt noch von mir hören: ICH bin ja wenigstens da, saperlotta. (Ich habe Heimweh! Die Duschwanne ist übrigens gekommen.)

Gruss, Resolotta

Thursday, May 20, 1999

Umbau 1999, Teile 5 bis 9

[20.5.99]
Was Dein Loch in der Tumhallendecke betrifft, würde vielleicht ein dezenter Hinweis ans Oberwiler Lokalblättchen für Abhilfe sorgen.
Oder ein ebensolcher nach Liestal oder an die Aufsichtsbehörde des Bundes (leider inexistent im Schulwesen, es sei denn, Du behauptest, die Turnhalle diene als Flüchtlingsunterkunft) oder lasst uns auf einen gröberen Unfall hoffen, den die Tochter des lokalen Obervereinsmeiers trifft, der hauptberuflich Rechtsanwalt ist und dann die Gemeinde auf eine saftige Summe Staatshaftung verklagen kann.
Aber eigentlich: Warum streicht man den Turnunterricht nicht einfach? Wenn schon Alibiübung, dann wenigstens richtig: Esoterik und Yoga kann man auch im Schulzimmer betreiben. Ausserdem hätte man dann endlich mehr Platz für Asylbewerber. Und Du könntest zu Hause bleiben und die Scheichen hochlegen. Oder beim Kellerauspumpen helfen am Bläsiring. Archäologischer Grabungsschnitt auf der Suche nach Berts Haschischvorräten. Dort herrscht absoluter Personalmangel. Und endlich würdest Du auch ausserhalb Deiner Freizeit mal was Sinnvolles tun.
Weisst Du übrigens schon das allerneuste: Unser Etagendumbo hat Liebeskummer, ergo Schweinelaune. Der Rest der Belegschaft guckt sich vollidiotische amerikanische Spielfilme an und hält sie für Satiren. Die Russen und die Schwoben jassen und prügeln sich wegen Spielregel-Unklarheiten. Ausserdem regnet es hier ununterbrochen. Ich bin hintendrein mit meinem Lern-Plan. Herkules hockt in einem Berg von Bambus-Parkett-Mustern und weiss sich nicht zu entscheiden. Das Geld wird nicht reichen für eine Küche, deshalb leihe ich von Bruderherz sein Camping-Rechaud aus. Jetzt fehlt uns noch eine Spüle und ein Kühlschrank, die Brockenhäuser sind in dieser Richtung eher spärlich eingerichtet.

In diesem Sinn, Resolotta

[27.5.99]
Was meine Nerven anbelangt, so droht, glaube ich Ungemach. Heute haben Herkules und ich herausgefunden, dass wir beide seit längerem Halsweh haben - wir sind also am Limit und der Juni verspricht keine Besserung. Wir sind sogar zu kaputt, um zu streiten: Entsprechend haben wir uns nun innert zwei Tagen sowohl auf eine Küche als auch auf die Badezimmerplättli geeinigt, wenn das kein Zeichen von psychischem Notstand ist. Nun also noch Parkett in den OGs und Fliesen im EG. Und dann noch zügeln, längmersgwehr.
Heute befasse ich mich passenderweise mit Ehescheidungsrecht. Auch dort liegen die Nerven blank, und zeigt sich der kollektive Intelligenzmangel exemplarisch.
In diesem Sinn, R.


[1.6.99]
So wie ich die Lage noch überhaupt nicht einschätzen kann, ist erst eines sicher: am Sonntag, den 27. Juni müssen wir raus sein aus der Breisi, inklusive schrubb-schrubb. Die Frage ist dann allerdings, wohin wir eigentlich zügeln. Also das Bett und das Rasierzeug, inklusive ein paar Klamotten zu Paperich, nehme ich mal an. Den Rest ins Parterre, auf die Veranda und in den Schopf der Burg, weil der erste und zweite Stock wohl noch des Bodenbelags entbehren werden, da importiert aus NL - exklusive Mehrwertsteuer NL 19,8%, inklusive MWSt CH 7,5% plus ca. 101% Rabatt, den Chefunterhändler J. Aarden jeweils auch aus den stursten Verkäufern rausschränzt, got the picture? Auf diese Weise wir kürzlich in Fronkraisch une Cuisine erstanden, isch misch schon fast geschämt für den Mann.
In diesem Sinn, R.

[9.6.99]
Bauhandwerkerpfandrechte ist nicht, da Schwarzarbeiter sich in dieser Richtung hüten. Zahlungsverzug zieht in diesem Bereich wohl eher Rechtsfolgen im Stile von In-Betonsockel-Einmauern nach sich.
Moment mal, ich habe mich im Land geirrt:
"Isch wie Nato, da Kerel. Immer wenn i grad gfliggt ha. Wenn Du näggschtmol gsesch, sag, är FRÄSE nit spitze, FRÄSE!!!!!!!"
Er redet vom Elektriker, der mit Vorliebe seine Leitungen in frisch gegipste Wände verlegt, Stichwort unterputz. Dieser Elektriker, und wir müssen uns das regelmässig anhören, ist der einzige, regulär und offiziell bezahlte Handwerker auf der Baustelle. Logo, hier kontrolliert der Staat, hier und bei der Heizung. (Nur bei Heizung: "mir kenne Trigg!") Er ist ein Kollege aus Herkuless Apple-Zeiten und ausserdem ein Kuhschweizer. Er arbeitet zwar etwa ebenso effizient wie die Mazedonier (zum Glück, was müssten wir uns sonst noch alles anhören), hat aber jetzt zweimal den Lehrling geschickt und der schlägt tatsächlich Gräben, bei deren Anblick man leer schluckt.
In diesem Sinn, Resolotta


[10.6.99]
Hiermit also mit einiger Verspätung vom Bebbi-Segg-Vollstopfen ins weniger hemdsärmelige Büro-Bern zurückgekehrt.
Auf der Baustelle haben sie inzwischen tapeziert. Ganz weiss sind sie nun, die Wände, aaah - Wie werde ich das dunkelbraun überhaupt nicht vermissen!
Ein allfälliges Friedensabkommen mit dem Nato-Elektriker-Lehrling ist zur Zeit wieder ungewiss, nachdem Resolotta dummerweise im Erdgeschoss nun die eine Steckdose nun doch dort (und nit dort) will. Die entsprechenden Verhandlungen finden hinter verschlossenen Türen statt und die Reporterin von CNN hat mich schamlos vom Zelteingang abgedrängt. Oder wie soll ich sonst den Umstand erklären, dass die Muldenfirma nach 27 umgänglich geplatzierten Mulden die 28ste so hinstellt, dass ich eine Leiter brauche, um ins Haus zu kommen?- Aha. Geburtstagsüberraschung. Sechs Blumensträusse, ebensoviele Bücklinge und ein Heppi-Börsdei auf Mazedonisch (gemischtes Orchester mit vier Tenören) und eines auf Italienisch (a capella, Bass).
Ausserdem hat Massimo damit begonnen, die Treppen von siebenhundert Lagen Anstrich zu befreien.
"Mache nie meh, ich schwöre bi Madonna Santa, isch gopferdori e Schissdregg, du kasch sage im Neda."
Immerhin: Statt des Dunkelbrauns der letzten Schicht, hätten wir es auch bei hell-flieder-weiss-der-Geier-lila belassen können (Schicht drei) oder das Dunkel-Sandkasten-nach-dem-Schiff-grau-beige von der Schicht fünf?

"Ich nit Arkeoloog, ich Schriiner. Hus z'alt, ich au, für so Schissdregg."

In diesem Sinn, R.

Tuesday, May 11, 1999

Umbau 1999, Teile 1 bis 4

[11.5.99]
In der Tat ist mein charmanter Freund wieder in festen Händen. Schliesslich hat er andere Sorgen: Unser Haus sieht innen aus wie die chinesische Botschaft in Belgrad aussen. Schluchz. Ausserdem legen die Werk-Beauftragten ein dermassen heilloses Tempo vor, dass wir ein wenig im Entscheidungsrückstand sind, keuch. Wollt ihr nun ein Ablagerändli von 15 Zentimetern oder nicht? Wollt ihr warmes Wasser im WC oder nicht? Was für ein Brünneli wollt Ihr im Bad und wie hoch? Jetzt haben wir uns endlich auf eine Badewanne geeinigt, da sagt der Sanitär: email isoliert miserabel, ihr solltet acryl nehmen, aber unser traummodell gibt es nicht in Acryl. also, was findest du? Ich weiss nicht...

In diesem Sinn, R. Schluckaua Quixotta

[12.5.99]
Egregi Signori,
desidero porvi alcune domande:
1. Vendete direttamente a privati?
2. Vendete direttamente dalla fabbrica (a privati)?
3. In caso negativo, dove si trova la vostra filiale posta piü a nord inItalia?
4. Avete eventualmente una rappresentanza in Svizzera?
Ringraziando, porgo distinti saluti. Resolotta Quichotta, Basilea


[19.5.99] - Rhein im Kleinbasel über dem Ufer
Der Rhein hat die ufernahen Strassen in einen Strandweg verwandelt. Man kommt sich vor wie an der Riviera... In der zukünftigen Bleibe (Serengetipfad statt Leuengasse, hurra) sind im übrigen Aktivitäten im Gange, die mittlerweile Gott sei Dank wieder weniger auf Bombenanschlag, dafür mehr auf südamerikanische Favela deuten. Staublunge inklusive. Ausserdem: Wettbewerb nach dem Motto wäreliwär isch schnäller, dr Verputzer oder dr Elektriker? Auf alle Fälle bin ICH immer zu spät mit fotographieren.
Auch Bern schwimmt: Le directeur du Tierpark Dählhölzli a la douleur de faire part du deces eines Meerschweinchens, sniff. Sowohl Schwimmweste als auch Evakuation kamen zu spät. Auch die Mund-zu-Mund-Beatmung der Schweizerischen Rettungsflugwacht fruchtete nichts. Bachab, halt. Zu traurig.
Die Sandsegg-Stapel-Kurse habe ich geschwänzt.

In diesem Sinn, Resolotta

[19.5.99]
Ich sehe, in jedem Chirurgen schlummert ein Metzger. Darf ich hiermit meiner Entrüstung Ausdruck verleihen. Du Meerschweinchen-Schlächter, Du! (Gibt es eigentlich ES auch schon: das transgene Harvard-Meer-Säuli?)
Unterdessen quält uns die Entscheidfindung: Badzimmer-Plättli, Kuchi-Plättli, Bodeplättli... Das Küchenstudio hat uns schon ungefähr vierzig Vorschläge gezeichnet, aber irgendetwas ist immer. Grundsatzdiskussionen erfordern übrigens eine überdurchschnittliche Kondition, mit der es in der Woche vier der Baustelle mittlerweile ziemlich im Argen ist.
Ausserdem schwebt uns Bambus-Parkett vor: Nie gehört, meinte die Verkäuferin des grössten Basler Bodenbeiegers... J und R rechtsumkehrt, um übers Internet irgendwelche Vertreiber von Alternativbaustoffen aufzutreiben und die Zeit läuft und läuft und läuft uns davon, da die Handwerker einen Höllenzahn drauf haben.
Beispiel letzten Samstag: um neun Hausbesichtigung - um zwölf Hausbesichtigung. Inzwischen hatten sie einen Stahlträger montiert/geschweisst und schon wieder verkleidet. Die alte Küchentüre zugemauert, die neue Badezimmermauer aufgestellt und verputzt (der Elektriker hat natürlich gemotzt, weil er jetzt nochmal aufspitzen muss, worauf dann der Maurer wieder motzt usw.) und ausserdem alle Heizungsleitungen und Sanitärleitungen gelegt.
Hä.
Ich sagte: Moment, ich hole rasch zu Hause den Fotoapparat, damit wir nachher noch wissen, wo die Leitungen liegen. In meiner viertelstündigen Abwesenheit hatte Marcodergipser (nicht zu verwechseln mit Marcodemelektriker), der kein Wort dt. versteht, schon alles zugepflastert. Immerhin hoffe ich, auf den Fotos zu erkennen, wo die Leitungen sind: da wo der Gips noch feuchter, ergo dunkler ist.

In diesem Sinn, R.

Friday, April 16, 1999

Umbau 1999, Zwischenrufe

[16.4.99] - Resolottas liebster Vetter mit neuem Auto
Das tönt ja fast nach einem Ami-Schlitten! Mayo, Mayo, ich staune, ich staune. Texanerhut inbegriffen, yeah! Oder ein Honda, takushita zackzack! Kimono inbegriffen (passend zu den Stiefeletten). Und, kleine bissige Frage am Rande, (der man natürlich den blanken Neid anhört): Findet sich mit dem Schiffchen denn auch ab und zu mal innert nützlicher Frist ein Parkplätzchen? Oder ist der Herr Chefarzt in spe etwa mit zwei netten Einstellplätzchen gesegnet, sowohl zu Hause als auch in der experimentellen Medizin? Das Auto mag vielleicht ein wenig älter sein, dafür ist das amerikanische Kriegsmaterial eher fortschrittlich.
In diesem Sinn, R.

[21.4.99] - Resolottas Bern-Allergie
Eigentlichgeht'smirprima, nurdasWettermachtmicheinwenigdepressiv.
AusserdemhabeicheinschlechtesGewissen, weilichheuteschonwiederdieübungengeschwänzthabe.
ImübrigenistdieLageunverändert.
R.

[27.4.99] - Columbine Highschool, Littleton, Colorado
Falls Du anspielst auf die statistisch absehbaren, regelmässig auftretenden Konsequenzen des allgemeinen Mangels an kollektiver Intelligenz der Yanks in Sachen Waffenpolitik, deren chronische Nichtbewältigung einmal mehr die Falschen erwischt hat, so würde ich meinen, die Waffenindustrie habe alles Interesse, dass dieses Thema in ein paar Tagen erledigt - eben nichtbewältigt - ist und man zur Tagesordnung in Kosova übergehen kann, wo sich für die zahlreichen amerikanischen Waffen-Marketing-Strategien viel unverfänglicher Werbung machen lässt.
In diesem Sinn, Dona Quixotta de la Mancha

[6.5.99] - Nederlandica
Back from a NL-trip - Opa's 80 birthday. Koniginnedag in Amsterdam - best wheather as usual on April 30 (what a nice city this Amsterdam always is!) and as usual I caught a cold (what a windy city this Amsterdam always is!) Heute bekomme ich endlich meinen Schatz wieder zu sehen und zu hören, der nun eine Woche an der interkantonalen Försterschule (was es nicht alles gibt) in Lyss interniert war unter einem Vorwand mit dem Titel "Einführungsworkshop für den eidgen. Lehrgang in Sachen Wirtschaftsinformatik" oder so ähnlich. Aufgrund des Charakters meines Schnuckiputz befürchte ich Schlimmes, er ist irgendwie nicht so der Schulkolonie-Typ. Ausserdem bekundet er Mühe mit sinnlosen Regeln, autoritärem Gebahren und stumpfsinnigem Auswendiglernen ("Was ich nicht begreife, brauche ich nicht zu wissen") - Sehr kompatible Einstellung in diesem Land. Es bleibt zu hoffen, dass der Stoff easy ist und er nichts dafür tun muss, sonst gibt das einen einjährigen Dauerlauf in Sachen Grundsatzdiskussionen. Am Telefon hat er gemeckert. Er ist ja sooo ein Armer. Ich zitiere wörtlich: "Da ist eine hinter mir her, als ob ich Honig am Arsch hätte". Du erlaubst, dass ich mich amüsiere...
In diesem Sinn, R. Halsbobo van den Schluckaua

[11.5.99] - Belgrad
In der Tat ist mein charmanter Freund wieder in festen Händen. Schliesslich hat er andere Sorgen: Unser Haus sieht innen aus wie die chinesische Botschaft in Belgrad aussen. Schluchz. Ausserdem legen die Werk-Beauftragten ein dermassen heilloses Tempo vor, dass wir ein wenig im Entscheidungsrückstand sind, keuch. Wollt ihr nun ein Ablagerändli von 15 Zentimetern oder nicht? Wollt ihr warmes Wasser im WC oder nicht? Was für ein Brünneli wollt Ihr im Bad und wie hoch? Jetzt haben wir uns endlich auf eine Badewanne geeinigt, da sagt der Sanitär: email isoliert miserabel, ihr solltet acryl nehmen, aber unser traummodell gibt es nicht in Acryl. also, was findest du? Ich weiss nicht...

In diesem Sinn, R. Schluckaua Quixotta

Thursday, April 1, 1999

Umbau 1999, Prolog

[1.4.99]
Milch
Bratbutter
Röschti
Mayonnaise
Fischstäbli
Abwaschmittel
zwei möglichst knackige Kopfsalate, oder: ein Eichblatt, ein Kopfsalat, NICHT vorgerüstet
Frischbackbrötli
Butter
Reibkäse
ev. anderer Käse, wobei am Samstag das Lädeli vielleicht offen ist, falls Du St-Antönierkäse bevorzugst
a. Speckwürfeli
eine vorpräparierte Gemüsesortierung: Sellerie, Kabis, Rüebli, Zwiebel
Ein Sack Linsen
Reibkäse
b.Zwei Pouletbrüschtli
c.Einmal Zutaten für Curry
d. Ein Kilosack junge Härdöpfel
etwas Fischiges (Stäbli, Kabeljau, irgendwas - schliesslich ist ja morgen Karfreitag, halleluja.
Ha di ganz fescht gäm, Resolotta


[1.4.99]
Wir hoggen in St.Antönien und brüten in trauter Zweisamkeit über noch nicht existierenden Umbauplänen.
Soweit unser Osterprogramm.
Gruss, Resolotta


[8.4.99]
Es hielt sich in St. Antönien im Rahmen mit der Produktivität. Wir haben uns immerhin auf einen Badezimmerstandort geeinigt an diesem Wochenende - nur um, zurück im Haus, festzustellen, dass dort drunter Eichenparkett der feinsten Sorte liegt, das man heute nicht mehr bekommt (ausser Krösus persönlich vielleicht noch) und mein Archäologenherz nun ein wenig in Gedanken Planken nummeriert und eigentlich das Badezimmer vielleicht doch nicht dort? Ja, was denn nun...
Mit anderen Worten: und sind so klug als wie zuvor.
In diesem Sinn, R.

[8.4.99]
Eiei, es wird hier kaum spannender.
Ich habe ungefähr fünfhundert Bibeli im Gesicht, die wegzubetonieren mich jeden Morgen ungefähr eine halbe Stunde meines kostbaren Schönheitsschlafs kostet.
Alles andere dagegen sind reine Luxusprobleme, die in ihrer Reihenfolge auf einer sauberen Liste stehen und beginnen mit: Darlehen, Miete, Bürgschaft, Kollektivanlagevertrag und so weiter. Schaudernd blicke ich gelegentlich auf die Tischecke, wo dieser Zettel liegt, um mich dann mühelos mit viel wichtigerem zu beschäftigen, zum Beispiel e-mails an zukünftige Dr.meds zu verfassen.
Immerhin: ab und zu lese ich zur Unterhaltung ein paar Bundesgerichtsentscheide, um festzustellen, was der streitsüchtige Schweizerbürger so für Probleme hat.
Ausserdem versuche ich, ein paar sinnvolle Gründe für eine Phil-I-Dissertation aufzutreiben - es ist der reine Argumentationsnotstand. Mein Bruderherz ist in einer - natürlich zu siebenhundertprozent selbstverschuldeten Diss-Abschlusskrise. Da hat er ja mal was mit dem FC Basel gemeinsam...
In diesem Sinn, R.

Friday, February 12, 1999

Ruinenführer 1999, Teile 1 bis 9

[12.2.99]
Also im Moment läuft's rund:
1. Wir sind mitten im Umzug.
2. Übernächste Woche ist Abgabetermin für die Lizarbeit.
3. Übernächste Woche ist Fasnacht.
4. Die Volleyballsaison läuft noch bis Ende Februar.
5. Sind wir dabei, zu versuchen, ein Haus zu kaufen (ja, der Zeitpunkt ist zum kreischen, aber wir geben uns trotzdem Mühe, es zu kriegen, trotz knapper Kriegskasse.
In diesem Sinn, Dona Quixotta


[16.2.99]
Einmal stirbt er vor Kälte, dann (noch häufiger) vor Hunger - und jetzt hat er sich überfressen.
Der Arme.
Resolotta hat soeben zwei Stunden mit ihrem Schnuckputz virtuell über ein Haus diskutiert, das wir ja dann am Schluss doch nicht bekommen werden. Ausserdem wurde beschlossen, die Fasnacht zu schwänzen, das Buch zu schicken und die Abwaschmaschine nicht anzuschliessen.
Im übrigen war der Französisch-Kurs ernüchternd. Stotter-stotter auf der Ebene orale, Fehler über Fehler auf der Ebene écrite.
Tja, nobody's perfect. My name is Resolotta.


[16.2.99]
Wir hingegen, wir haben schon immer dicht gedrängt gewohnt und wir wollen doch jetzt nicht noch neue Sachen anfangen aufs Alter. Die Bruchbude, auf die wir unser begehrliches Auge geworfen haben, liegt selbstverständlich im KLEINbasel (und nomen ist eben omen). Leuengasse, falls Dir das was sagt.
Indiesem Sinn, R.


[19.2.99]
Herkules, mein Schnäppchenjäger vom Dienst hat tatsächlich heute den Zuschlag bekommen für unser harziges Bruchbüdelein. Natürlich soll man sein Herz nicht an irdische Güter hängen, blabla, Kalvinisten aller Länder vereinigt Euch - ätsch.
In diesem Sinn, Resolotta


[28.2.99]
Zügle isch ä Saich - zwaimool pro Joor isch es klar e Zuemuetig, aber wenn de s'lieb lang glaibasler Lääbe am ene Huus vorbii laufsch und dänggsch: Do wurd i gärn woohne, und's au jedem Bsuech bim Gang an Rhyy aabe zaigsch - und denn isches plötzlich z'ha: Was mainsch wie simmer gsegglet. Zwar hämmer dänggt, das kennemer nit zaale, aber es isch zem Gligg e Bruchbideli. Denn hämmer dänggt, das kriegemer nie, bi däre Konggurränz, und dr Herkules het no welle dr Bryys aabedrugge - mini Närve hättisch sötte ghöre glabbere. Aber dr Herkules bikunnt alles wo-n-er wott - insofärn isch immer guet, wenn ich z'gliiche wott...
In diesem Sinn, Parcivalla


[25.3.99]
Es ist ein Reiheneinfamilienhäuschen, fünfzig Meter vom Rhein (aus dem Fenster lehnen!) aus dem Jahre 1886, mit Gärtchen (in der Mitte ein übermächtiger Ahorn, der Licht wegnimmt und Wasserleitungen ruiniert) und am anderen Ende des Grundstücks ein Waschhaus von 1904 und ein Schopf, der ca. 60 Jahre alt, aber illegal, ist. Letztere beiden Gebäude sind kurz vor dem Zusammenbruch, da es seit Jahren reinschifft. Ferner hat das Haus auf der Hofseite eine gigantische Veranda mit Oblicht (erinnerst Du Dich an unseren Balkon an der Breisacherstr. ? noch grössere Fläche) aus dem Jahre 1910, sojugendstilmässig, und dort schifft es auch ein wenig rein.
Im Haus selber hat es fünf Zimmer davon drei ultrawinzige, auf drei Etagen (inkl. Parterre). Sowohl Keller als auch Estrich wären ausbaubar - $$$$. Die Küche datiert von 1969. Das Badezimmer von 1951. Der zweite Stock wurde 1951 draufgebaut. Die Nachbarhäuser Nr. 3 -11 sind alle einen Stock tiefer. Auf der rechten Seite steht quer an der Bärenfelserstrasse ein Wohnblock (hässlich).
Die Abwasserleitungen müssen saniert werden. Die elektrischen Leitungen wirken alle bedrohlich vernachlässigt. Ausserdem wäre eine Zentralheizung schön, im Gegensatz zu meinem Bruderherz bin ich nicht so der Brikett-Heizer-Typ. Ein neues Badezimmer wäre auch nicht schlecht. Das Haus hat auf jedem Stock 30 Quadratmeter, klein aber hoch... Die Fassade ist auch nicht in genialem Zustand, vor diesem schweren Winter war da ein Efeu, das jetzt aber am Boden zerstört liegt und an seinen Wurzeln hängt ungefährt 80 % des Putzes.
Was möchtest Du sonst noch wissen? Ich bin back in action, die Nato schiesst, Piccard ist gelandet, Giuliani ist nicht mehr ganz so populär, Prodi ist neuer Europa-Häuptling, Erbrecht ist anstrengend.
In diesem Sinn, R.


[27.3.99]
Herkules und Resolotta, weisst Du das schon, haben ein Haus gekauft. Ich bin selbst noch ganz überrascht.
In diesem Sinn, R.

[27.3.99]
Aus der Abteilung Schmalspurhauseigentümer gibt es zur Zeit zu berichten: Herkules ist dabei, seine Samstage mit Badewannenprobeliegen zu verbringen, ich grüble über den Finanzen und schufte (ja das passt) Wertpapierrecht, nachdem ich endlich mit dem v... Erbrecht zu Rande gekommen bin. Die Prüfungsdaten sind gnädig spät im September, habe ich mit einer gewissen Erleichterung festgestellt. So steigt die Chance, dass neben Umbau und Umzug vielleicht noch die eine oder andere Vorbereitungsviertelstunde übrig bleibt.
In diesem Sinn, R.


[27.3.99]
Nächste Woche bin ich schon besetzt, und zwar mit - schon wieder, keuch - Besuch aus Holland. Die sticht natürlich der Gwunder und sie machen weite Umwege aus den Osterferien, um uns Schmalspurhauseigentümern den Enthusiasmus zu dämpfen. Grummel. (Nicht immer so negativ sein, Resolotta!) Also gut: Hurra.
Im übrigen habe ich Erbrecht vollendet und stecke nun gemäss Plan für zwei Tage meine Energien ins Wertpapierrecht, zwei Tage und keine Sekunde mehr!
In diesem Sinn, R.