Sunday, December 30, 2007

artischokka's reading list 2007



Ein Buch muss die Axt sein für das gefrorene Meer in uns.
Franz Kafka

  • Annie Proulx, The Governors of Wyoming
  • Haruki Murakami, A Wild Sheep Chase
  • Adorno, Noten zur Literatur
  • Cervantes, Don Quixote von La Mancha
  • Joyce, Dubliners
  • Leo Perutz, Der schwedische Reiter / Turlupin
  • Thomas Bernhard, Das Kalkwerk
  • Christoph Ransmayr, Morbus Kitahara
  • Dieter Forte, Martin Luther und Thomas Müntzer oder die Erfindung der doppelten Buchhaltung
  • Paulo Coelho, Veronika beschliesst zu sterben
  • Goethe, West-östlicher Diwan
  • Lewis Carrol, Alice in Wonderland / Through the Looking-Glass (annotated version)
  • Henry Adams, Mont St. Michel and Chartres
  • Khaled Hosseini, The Kite Runner
  • Elke Heidenreich, Der Welt die Schulter. Erzählungen.
  • Wolfgang Köppen, Tauben im Grass
  • Arnon Grunberg, Fantoompijn
  • Beckett, En attendant Godot
  • Italo Svevo, Zeno Cosini
  • Richard Ford, The Sportswriter
  • André Gorz, Lettre à D.
  • Agota Kristof, Le grand cahier / La preuve / Le troisième mensonge
  • Paul Celan, Sämtliche Gedichte
  • Haruki Murakami, South of the Border, West of the Sun

Work in Progress:
James Joyce, Finnegans Wake
Thomas Pynchon, Against the Day


artischokka's Reading List 2004


artischokka's Reading List 2003

Monday, December 24, 2007

gross-inquisitor (4): exit


'Morgen werde ich Dich verbrennen.'
Da der Inquisitor seine Rede beendet hat, wartet er, dass der Gefangenen ihm antworte, denn dass dieser schweigt, bedrückt ihn. Er sieht, wie der Gefangene ihm die ganze Zeit über aufmerksam zuhört und ihm dabei gerade ins Auge sieht, ohne dass Er auch nur im geringsten den Wunsch verriete, ihm zu erwidern. Der Greis möchte, dass Er ihm ein Wort nur sagte, ein stolzes meinetwegen, ein furchtbares. Doch Er steht plötzlich auf, tritt an den Greis heran und küsst ihn sanft auf dessen blutlose Lippen. Das war seine Antwort. Der Greis erbebt. Seine Mundwinkel bewegen sich. Er geht zur Tür, öffnet sie und spricht zu Ihm: 'Gehe hinaus und kehre nicht wieder - kehre nie wieder - nie, nie!' Er lässt Ihn hinaus auf die 'dunklen schweigenden Plätze' der Stadt. Der Gefangene geht hinaus.

Dostojewski, Die Brüder Karamasow

cristina (2)


Kleiner Nachtrag für grosse Kindsköpfe. Ist sie nicht süss?

Sunday, December 23, 2007

gross-inquistor (3): wunder, geheimnis, autorität



[Der Kardinal-Grossinquisitor zum Herrn:] "Dein Wunsch war die freie Liebe des Menschen; frei sollte er Dir nachfolgen, von Dir gelockt und gefangen. Statt sich nach den alten harten Gesetzen zu richten, sollte der Mensch von nun an freien Herzens vor sich selber entscheiden, was gut und was böse sei, mit Deinem Beispiel vor der Seele. Ist Dir damals nie der Gedanke gekommen, dass der Mensch Deine Wahrheit bestreiten und Dein Beispiel verleugnen wird, wenn ihn Deine Wahrheit mit einer solchen Last, wie es die Wahl zwischen Gut und Böse ist, drücken muss? Die Menschen werde es laut verkünden, endlich, dass die Wahrheit gar nicht in Dir sei; denn es war nicht möglich, sie in ärgerer Qual und Not zu lassen, als Du es tatest, da Du ihnen nur Sorge und unauflösbare Rätsel auf Erden zurückliessest. Auf solche Weise hast Du selber den Grund gelegt zur Zerstörung Deines Reiches, gib also niemand anderem die Schuld daran! Es gibt drei Gewalten, drei, nicht mehr, auf Erden, die mächtig sind, für ewig das Gewissen dieser erbärmlichen Empörer zu unterjochen und zu knechten, zu ihrem Glück. Und diese drei Gewalten sind: das Wunder, das Geheimnis und die Autorität."
Dostojewski, Die Brüder Karamasow

Friday, December 21, 2007

cristina

Nun denn, Weihnachten vor der Tür. stubbornita folgerichtig in der Spielwarenabteilung. Knapp dreieinhalb Jahre ist sie alt, Cristina. Das härzigste Mädchen in stubbornitas Gesamthorizont, also globalisiert gesehen das härzigste Mädchen auf der ganzen Welt! Die Spielwarenabteilung ist schwer das Gegenteil von koedukativ und die wirklich tollen Sachen, stehen aus Sicht von stubbornita nicht unbedingt in den pinkfarbigen Regalen. Sondern drüben, "bei den Buben". Andererseits ist Cristina definitiv ein Mädchen und hat ausserdem auch eine grössere Schwester (das zweithärzigste Mädchen in stubbornitas Gesamthorizont, also globalisiert gesehen das zweithärzigste Mädchen auf der ganzen Welt, second only to her sister, ganz klar), die TOTAL auf pink steht, aber so was von! Es dürfte also von der Annahme auszugehen sein, es werde wohl auch für das Böneli etwas pinkiges sein dürfen. stubbornita also unschlüssig mitten im pink-pink-pink-superturbomässig-pinkigen Meer von Plastik. Oh! Hier, wie wär's damit:





Hmmm. stubbornita knübelt an der Etikette, in der Hoffnung, es stehe neumen die vorliegend zutreffende Alterangabe "3+" oder etwas Sinngemässes drauf und reisst beim Versuch, das Ausstellungsmodell umzudrehen ("vielleicht steht's ja hinten drauf"), eine halbe Armee von Stofftieren in den Abgrund. stubbornita fragt die rosarote Giraffe mit grösserer Verblüffung, woher sie denn jetzt genau herkomme, so von weit oben? Da könnte ja jede kommen, so also nicht, nicht mit stubbornita!
Da! Cristinas Mutter ruft zurück, mit einer unpinkigen Geschenkidee, hallelujah! stubbornita ist so etwas von dermassen erleichtert, dass sie versehentlich das Telefon auch dann abnimmt, als es gleich nochmals klingelt. Der Chef. Er sitzt grad mit dem Treasurer zusammen und versucht, die Transaktion in Italien zu einem glücklichen Ende zu bringen. Etwas, was stubbornita letzte Woche für unmöglich erklärt hat ("die zocken uns so oder so ab, das kann also auch noch bis nächstes Jahr warten!"). Ja, aber! Die Italiener hocken gerade alle in Mailand beim Notar und benötigen nur noch des Chefs okay. Nur: Ihm ist da noch eingefallen, also steuerlich... eine Stunde diskutiert stubbornita mitten in der Spielwarenabteilung internationales Steuerrecht. Dann ist zum Glück endlich der Akku des Telefons leer. stubbornita schreitet zur Kasse. Wenn sie nicht endlich macht, dass sie nach Hause kommt, hat die vor dem Ausflug in die Spielwarenabteilung angeworfene Teigrührmaschine Feuer gefangen und es würde nichts aus den projektierten Weihnachtguetzli. Einen weiteren Abschreiber würde aber landesweit nur noch sehr schlecht goutiert werden. Und zwar von allen. stubbornita stellt sich drum zeitnah in den Stau am Ausgang des Einkaufszentrums und telefoniert - frisch an den Strom angeschlossen - mit dem Steuerkommissär zwecks weiterer Besprechung der italienischen Sachverhalte.

Thursday, December 20, 2007

gross-inquisitor (2): libre et bonne





Einleitung: Eine einzelne Hexe gab's wahrscheinlich, die den Inquisitor rum kriegte. Doch-doch, jede Wette. Schliesslich wurden sie nicht alle Papst. Andererseits schaffen es derlei Historien heutzutags immerhin in die Annalen der Lippenstift-Werbung.
Connaissez-vous
La chanteuse sorcière
Celle qui fit fondre
Un cœur de fer?
Celle qui transforma
Son tortionnaire
Le Grand Inquisiteur
Qui lui ouvrit son cœur
Einführung dieser exemplarischen Ausnahme: Vollmondnächte, ungläubige Feste im Wald, füdliblutt singend und tanzend. Wie es sich gehört, für eine richtige Hexe.
On pouvait la trouver dans la forêt
Les nuits de lune pleine
Où elle donnait
Des incroyables fêtes
Et toute nue elle chante
Leistungsausweis/Lebenslauf der exemplarischen Ausnahme: Logopädie-Erfolge im ganzen Wald, Zusatzausbildungen in Erziehung, Gebet, Heilungen, Vergiftungen, Gesang und Tanz. Wie es sich gehört für eine richtige Hexe.
Et quand ça commence
Ça commence
Toute la forêt se met à parler
Née en transe
De par sa mère
La sorcière savait
Comment s'élever
Comment prier, comment soigner,
Empoisonner
Comment chanter
Et comment danser
Auftritt des zweiten Protagonisten: Ausgerüstet mit Amt, Würden, Leidenschaft sowie Sendungsbewusstsein bezüglich Rettung der Welt vor der ewigen Verdammnis. Radarmeldung für alle Sünder dieser Erde. Wie es sich für einen richtigen Inquisitor gehört.
Il arrivait dans la région
L'Inquisiteur
C'était un homme passionné
L'Inquisiteur
Il voulait sauver l'humanité
Pauvres pécheurs
De l'éternelle damnation
Alors attention
Der Inquisitor kaum angekommen in der Region, in der unsere Hexe den zivilen Wohnsitz angemeldet hat, wird sie auch schon abgeholt. An den Haaren in die Folterkammer herbeigezogen. Wie es sich gehört für eine ordentliche Inquisition.
Ils sont venus la prendre la nuit
Ils l'ont traînée par la chevelure
Jusqu'à la chambre de torture
Der Inquisitor erwacht ob ihrem Geschrei. Sie startet ihr magisches Waffenarsenal auf: Gesang, Schönheit, Verführung! Sogar unter hygienisch suboptimalen Bedingungen. Wie es sich gehört für eine richtige Frau.
A son premier cri
Eveilla son oreille
Et la sorcière se mit à agir
Elle le fit
Elle s'ensorcelle
Et se mit à chanter
La suppliciée

Elle était belle
Et d'une blancheur laiteuse
On voyait qu'elle
Aimait être amoureuse
Et sa longue chevelure
Faisait comme une couverture
A peine un voile
Maintenant sale
Dialog. Ihren Vorwurf des versuchten Mords kontert er mit dem Argument ihrer Seelenrettung. Sie findet, auch das sei ein strafrechtlicher Tatbestand. Er bedauert. Sie platziert den Hinweis, es handle sich bei ihren Aktivitäten um Kunst. Er stellt darauf hin fest, dass sie ihre Kunst ausgezeichnet verstehe - zum Teufel auch - sie mache ihn an! Sie bestreitet ihren direkten Einfluss auf seinen Zustand und verweist auf die tiefen Aussentemperaturen. Der Gross-Inquisitor lässt sich nicht beirren und macht sich zielstrebig daran, den Teufel höchstpersönlich zu f, ähm, sagen wir verführen. Wie es sich gehört für einen richtigen Mann.
"Ah! Tu m'assassines!"
"Je sauve ton âme!"
"Ah! mais tu commets un crime!"
"Pauvre femme!"
"Par ma voix chante la beauté!"
"Tu es endiablée, par ta bouche
C'est le diable qui accouche
Et tu voudrais bien que je te touche
D'ailleurs tu fais tout pour me plaire
Et on peut dire que tu sais y faire..."
"Non! C'est l'air qui vibre
Mais tu frissonnes!"
"Ah! Comme tu es libre
Et comme t’es bonne!"
Happy End, wie es sich für eine ordentliche Weihnachtsgeschichte gehört.
Le Grand Inquisiteur
Sentit battre son cœur
Le Grand Inquisiteur
Sentit fondre son cœur

Les Rita Mitsouko, La sorcière et l'inquisiteur

Wednesday, December 19, 2007

gross-inquisitor (1): ad majorem dei gloriam




In seiner unermesslichen Barmherzigkeit zeigt Er sich noch einmal den Menschen in derselben Gestalt, in welcher Er vor fünfzehn Jahrhunderten drei Jahre lang unter ihnen gewandelt ist. Er lässt sich herab auf die 'brennenden Plätze' der südlichen Stadt, in der noch am Vorabend in Gegenwart des Königs, des gesamten Hofstaates, der Ritterschaft, der Kardinäle und entzückender Frauen vor der ganzen Einwohnerschaft Sevillas durch den Kardinal-Grossinquisitor nicht wniger als ein volles Hundert Ketzer auf einmal ad majorem dei gloriam verbrannt worden war.
Leise und unauffällig erscheint Er unter den Menschen, und siehe, es erkennen ihn alle.
[...]
In diesem Augenblick geht an der Kathedrale über den Platz der Kardinal vobei, der Grossinquisitor, ein Greis von bald neunzig Jahren, hoch und aufrecht, mit vertrocknetem Gesicht und tiefliegenden Augen, in welchen noch verborgen das Feuer glüht. Heute ist er nicht in den Prunkgewändern, in denen er sich gestern dem Volk gezeigt hatte, da er die Feinde des römischen Glaubens verbrannte - nein, heute trägt er die alte grobe Mönchskutte. Ihm folgen in gemessener Entfernung seinen düsteren Gehilfen und Knechte, die 'heiligen' Wächter. Er bleibt vor der Menge stehen und sieht zu, was geschieht. Er hat alles geselhen; er hat gesehen, wie sie den Sarg vor Ihn hingestllt haben, er hat gesehen, wie sich das Mädchen im Sarge erhoben hat, und über sein Gesicht legt sich ein dunkler Schatten. Er zieht seine dichten, grauen Brauen zusammen, und sein Blick vekründet Unheil. Indem er auf Ihn mit dem Finger weist, heisst er die Wächter Ihn ergreifen. Und so gross ist seine Gewalt, und so gehorsam und ergeben ist ihm das Volk, dass die Menge den Wächtern Plaatz macht und diese unter aller tiefem plötzlichen Schweigen Hand an Ihn legen und Ihn fortführen. Die Volksmenge ist wie ein Mann, und die Köpfe neigen sich vor dem greisen Inquisitor zu Boden; er segnet schweigend die Menschen und setzt seinen Weg fort.
Die Wache hat inzwischen den Gefangenen in ein enges, dunkles, gewölbtes Verlies im alten Gebäude des heiligen Tribunals geführt und hinter Ihm die Tür geschlossen. Der Tag vergeht, die Nacht bricht herein, die dunkle, glühende, atemlose Nacht Sevillas. Die Luft ist voll vom Duft des Lorbeers und der Zitronenblüte. Um Mitternacht öffnet sich das eiserne Tor des Gefängnisses, und der Grossinquisitor tritt leisen Schrittes herein, in der Hand hält er ein Licht. Er ist allein, hinter ihm schliesst sich das Tor.
Er bleibt am Eingang stehen und sieht Ihm lange, ein bis zwei Minuten lang, ins Gesicht. Dann tritt er näher heran, stellt den Leuchter auf den Tisch und spricht zu Ihm: 'Bist du es?' Da er keine Antwort erhält, fügt er schnell hinzu: 'Antworte nicht, schweige! Was kannst du auch sagen? Ich weiss sehr gut, was Du sagen willst; doch Du hast kein Recht, auch nur einWort zu dem hinzuzufügen, was einst von Dir selber gesagt worden ist. Warum bist Du gekommen, uns zu stören?'

Dostojewski, Die Brüder Karamasow

Tuesday, December 18, 2007

félicité jurassienne

(c) by kopfwee

Heute: Alpensüdseitig ein normaler stubbornitischer Arbeitstag - die Weisen, weiter westlich, wandern.

Friday, December 14, 2007

sheep, dancing


Nicht schlecht gestaunt, diese Woche. stubbornita reibt sich immer noch die Augen. Und plötzlich tanzen wir alle, wir schwarzen Schafe. Viva la Grischa.



Monday, December 3, 2007

Mason & Dixon




Auf stubbornitas Pendenzenliste lagert seit längerem ein Problem. Lange genug, dass es ihr den Schlaf zu rauben beginnt. Zusätzlich überlagert von erfreulichen Meldungen der Art, für die Gian Paolo den zuständigen Unglücksraben von einem asset manager von einem Pressechef abgibt:

"Im Gelände oben, waisch, isch kompliziert. Also die Baubewilligung erteilt - das war die Gemeinde A. Dann stellt aber nach zwei Jahren einmal jemand fest, das Fassbecken 4B steht ja auf der falschen Seite des Bachs! Also gehört sie zur Gemeinde B. "

oder:

"Ja, die Preda-Leitung haben wir dem lokalen Elektrizitätswerk abgekauft. Endlich. Isch kompliziert, fünfhundertseitiger Vertrag, Eigentum zu 100% bei uns, Transportrechte aufgeteilt zwischen denen (38.97%), den andern (14.66%), jenen (6.98%), diesen (4.56%) und uns (Rest [bitte selber rechnen, das Ergebnis sollte 100% nicht überschreiten]).
zwei Wochen später:

"Oh, sie haben zwei Schaltanlagen vergessen, uns zu verkaufen! Die gehören anscheinend (a) doch ihnen selber [und nicht denen, den anderen, jenen, diesen oder sogar schon uns], und (b) auch zum Übertragungsnetz, also müssen wir ihnen diese noch abnehmen. Mist. Für wieviel? Keine Ahnung, isch kompliziert. Nur die Schaltblöcke 380 kV, den Rest wollen sie behalten. Und das sollen sie auch. Wir kaufen nur Übertragungsnetz samt Zubehör, aber doch sicher kein Verteilnetz!"

Und dann ruft auch noch der Steuerkommissär an zwecks höflicher Nachfrage nach dem Stand der Dinge in dieser Angelegenheit. Steuerlich läuft diese Geschichte unter dem Label "interkommunale Steuerausscheidung". Die Anlagenbuchhaltung ist auf knapp ähnlichem Informationsstand wie wir alle - und wenn nicht mal die Gemeinden selber Bescheid wissen, sind innovative Konzepte gefragt. stubbornita holt tief Luft und schreibt ratsuchend nach Amerika:

"Was hälst du von einer interkommunalen Steuerausscheidung nach Leitungskilometern?"
Die Antwort ist ernüchternd: Hauptsache sie hätte was als Beilage zur Steuerklärung, isch jo gliiich. Eben! Sie braucht eine Beilage, das ist es ja gerade! Gut. stubbornita also hinauf in den zweiten Stock "zu den Technikern". Auf den Baukatasterplänen die Stommasten der Berninaleitung gezählt und auf 1:25,000 Swiss-Topo-Karten eingetragen, dann die Kilometer gemessen pro Gemeinde von Sils bis Tschlin und Campocologno.

Räudig Spass gehabt. Neue interkommunale Joggingrouten geplant - tausende von Leistungskilometern entlang der Leitungskilometer. Dann, endlich, Campocologno, die Grenze! Von nun an kümmern sich [und besteuern] die Italiener! stubbornita, erschöpfte Rückkehrerin aus der virtuellen Leitungswildnis, stolz verkündend:

"Soll noch einer sagen, ich hätte einen öden Bürojob. Ich komme mir vor wie Mason&Dixon!"

Sunday, December 2, 2007

'No husband, no shrink?' - 'Both,' Oedipa said.

Thomas Pynchon, The Crying of Lot 49
quotation summary by young resolotta, back about 1990 oder noch früher...

Handlungsort:
San Narciso, California

Hauptdarstellerin:
Oedipa Maas, Hausfrau; ihr Mann, Wendell "Mucho" Maas [mucho bitte amerikanisch aussprechen...], nimmt an einem LSD-Experiment beim gemeinsamen Psychiater teil. Oedipa weigert sich mitzumachen.Der Psychiater ruft morgens um drei Uhr seine Patientin an [nicht umgekehrt!] - allererste Erwähnung des abgekürzten Wortes shrink, Seite 10:

It was Dr Hilarius, her shrink or psychotherapist.

'I worked,' Hilarius told her,' on experimentally-induced insanity. There is me, there are the others. You know, with the LSD, we're finding, the distinction begins to vanish. Egos lose their sharp edges. But I never took the drug, I chose to remain in relative paranoia, where at least I know who I am and who the others are. Perhaps that is why you also refused to participate, Mrs Maas?'

... a little something for her shrink to fix.

Nur leider, als sie später ihren shrink aufsucht, weil sie glaubt, er könne sie flicken [mit "ell"!], ist Hilarius durchgedreht und schiesst im Vorgarten seiner Praxis auf Oedipa [nein, nicht umgekehrt!]. Sie geht unverrichteter Dinge wieder. Auf der weiteren Suche nach dem Los Nr. 49 strandet Oedipa komplett verirrt in irgendeinem Pub an einem Ort, dessen Existenz sie bezweifelt und erzählt ihre bisherige Odyssee einem Mann, der eine Krawattennadel trägt mit dem W.A.S.T.E-Piktogramm.

'And,' scratching the stubble on his head, 'you have nobody else to tell this to. Only somebody in a bar whose name you don't know?

'She wouldn't look at him. 'I guess not.'

'No husband, no shrink?'

'Both, Oedipa said, 'but they don't know.'

'You can't tell them?'

She met his eyes' void for a second after all, and shrugged.

'I'll tell you what I know then,' he decided.

'The pin I'm wearing means I'm a member of the IA. That's Inamorati Anonymous. An inamorato is somebody in love. That's the worst addiction of all.'

Hopelessly paranoid: California

Things grew less and less clear.

Like all her inabilities to communicate, this too had a virtous motive.

'Mucho is losing his identity, Oedipa.'

Either she could not communicate, or he did not exist.

The salvation of Europe depends on communication, right?

Possibilities of paranoia became abundant.

Either way, they'll call it paranoia.

There was the true continuity, San Narciso had no boundaries.