Friday, August 24, 2007

ambrogio (4): lo sciopero

B-Dörfli: "Uh-oh! Ambrogio hat heute aber ganz schlechte Laune."
stubbornita: "Wie kommst du jetzt darauf - heute früh hat er noch zuverlässig geknurspelt vor dem Fenster."
Und auf seinen Knurspelwegen stubbornita darauf aufmerksam gemacht, dass die Storen in diesem Laden erst morgens um sieben automatisch hochgehen. Für die seltsame Spezies, die früher beginnt, gilt: quasimanuell hochkurbeln. Nun denn. Nicht, dass bei derzeit herrschenden Wetterverhältnissen deshalb bereits das Licht gelöscht werden könnte, nein-nein. Aber es geht ums Prinzip, Euer Ehren. Ein Büro mit den Jalousien unten hat geschlossen und somit etwas Friedfertiges. Angesichts aller anstehenden Einsprachen, Repliken, Dupliken und sonstigen Schriftwechsel zu Handen der zuständigen Verwaltungsgerichte kann stubbornita derlei aber schon aus formellen Gründen kaum zulassen. Es geht ihr fristenmässig an den Kragen und ihr damit alles, folglich auch geschlossene Storen, massiv gegen jeden Strich. Auch gegen den, notabenissimo, auf den sie sich begeben müsste, um die Aussichtslosigkeit ihrer steuerlichen Unrechtslage auch nur minimal abzufedern. Wir plädieren für die Erhöhung der Unfallverhütung, Euer Ehren. Eventualiter für eine Aktivierung der Versicherungsprämien zur Generierung von Abschreibungssubstrat. Subeventualiter wird es jetzt langsam Zeit, dass sich B-Dörfli hinsetzt und anfängt, seinerseits mal was zu arbeiten. Zur Abwechslung.
B-Dörfli: "Du musst rausschauen, stubbornita, die Lage ist ernst. Ich würde sogar sagen: Die Lage ist hoffnungslos."

stubbornita: "B-Dörfli von Schulze und zu Schultze, ich habe keine Kapazitäten für weitere hoffnungslose Fälle. Sag schon, was los ist."

B-Dörfli: "Jetzt guck doch endlich raus - du musst ja nicht mal aufstehen, um die Katastrophe zu überblicken. Es ist wie in der Muppet Show, und wir haben die Loge von Statler und Waldorf.

Tatsächlich. Fassungslos schaute nun auch waldorfita in den Park runter. Zuhinterst Ambrogio. Sollen wir seinen Chef alarmieren? Oder die Ambulanz? Mund zu Mund? Intubieren? "Tot-tot" würde sein Vorgesetzter den Zustand umschreiben müssen, sobald er ihn entdecken würde. Also alles zu spät? Statler und Waldorf beschliessen, den Dingen ihren beobachteten Lauf zu lassen.

Insbesondere gibt natürlich zu reden: Ambrogio hat zu viel CNN gegafft, eindeutig. Nicht, dass er sich nicht schon öfter selbst gerichtet hätte. Diesmal ist Ambrogio aber zusätzlich noch gründlich Amok gelaufen. Den Park gepflügt, man kann es nicht anders sagen. Eine Katastrophe, die ihre Spuren hinterlassen dürfte, meint waldorfita und tippt: "II. 1. Sachverhalt". Und, illustrativ, Abb. 1:



Statler und Waldorf beobachten etwa eine halbe Stunde später eine externe Gartenhilfskraft (und es frage jetzt keiner, auf zum Teufel wessen Kostenstelle die jetzt auch noch läuft, lago mio maggiorissimo) bei seiner grausigen Entdeckung. Er zuckt - und zückt unmittelbar.

stubbornita: "Ist das jetzt das Händy oder die Roboterfernbedienung?"


Ersteres, denn eilig biegt Ivano um die Ecke und gemeinsam wird die Leiche geborgen. Anschliessend wird das Ausmass der Verwüstungen abgeschritten. Solemnly. Die erste offizielle Verlautbarung des Vorgesetzten beim Zehnuhrkaffi:
Ivano: "Zwei [Ur-]Sachen: (1) Wenn er Hüsli nicht findet, nimmt er grossen neuen Anlauf und sucht er so lange, bis Batterie dunde. Diesmal hat er mindestens vier Runde gemacht. (2) Zu nass! Zu nass! Das isch mein Fehler. Ich hätte ihn heute Nacht auf keinen Fall programmieren dürfen."

Es ist und bleibt ein regenreicher Sommer. Hart aber wahr. Als gebürtiger Revisor ist Statler gegenüber solchen offiziellen Meldungen naturgemäss skeptisch. Er hält einen Vermerk im Halfjahresbericht unter "Besondere Ereignisse nach dem Bilanzstichtag" für angebracht. Waldorfita tippt: "II.3. Auslegung und Einwendungen" und beschliesst, diesen furchtbaren Titel zum Vorwand zu nehmen, um ebenfalls in Streik zu treten. Wie stellt man eigentlich sich glaubwürdig tot?



4 comments:

Anonymous said...

Das sieht, liebes Fräulein stubbornita, ja verheerend aus. Ich sag's nochmals: Verheerend! Sie müssen etwas tun, Rollrasen vielleicht. Nein, nicht Sie, Verehrteste.

Herzlichst
Ihr Erdge Schoss

Anonymous said...

Mir gefällt das. Ich bin ja als alter ego mindestens von Statler, wenn Herr Schoß den Waldorf gibt (oder umgekehrt), stets gern in der berüchtigten bequemen Logen-Lage und lasse das Leben parallel zu mir seine Wellen meinetwegen auch haushoch schlagen. So auch in diesem grandioesen Fall eidgenössischer Schlammschlacht eines durchgeknallten Robomähers auf feuchtem Wiesengrund. Aber das Allerschönste: das vertrackselte und prähistorisch kanzleihaft gestelzelte Geplapper von Frl. Stubbornita, dem ich als denkfauler Zurücklehner nicht im Mindesten zu folgen oder gar zur Gänze zu verstehen mir auch nur den Anschein geben mag, hüllt und lullt mich wohlig ein - auch in der Sicherheit, daß unsere geschätze Frau Maria Thon zu Brünnl-Stubbs weißgott die syntaktischen Fädlein wohl zu jonglieren weiß und sicherlich dieser feinziselierte Wortkarren keinen Moment lang so zu vergleisen droht wie seine Schöpferin und Hüterin höchstselbst vor kurzem Zeitenlauft.
Aach - ist das schön, mal selber einfach solchen Sondersätzen beim mählichen Versickern zuzusehen...und zu wissen und zu spüren, welch Mühe sie dem lieben Mädel wohl bereitet haben.

Schön, meine Liebe. Ich danke matt, gleichwohl mir unter halbeschlossnem Lid ein winz'ger Schalk hervorzublitzen nicht umhin kann.

Herzlichsterseits
con baci
Ihr Statler Schmitz

Anonymous said...

Liebste Stubbornita,

man wird vom dem Verdacht geradezu überrollt, dass es sich beim ach-so-putzigen Ambrogio um ein Gefährt aus dem Hause Rheinmetall handelt, welchem die Rasenpflege nicht unbedingt zu oberst in die Agenda einprogrammiert wurde.
Nun stellt sich natürlich die Frage, wer den kleinen Amokläufer so laienhaft abgerichtet hat, dass er lediglich sich selber exekutierte?
Denkbar wäre natürlich, dass es sich hierbei um einen heimtückischen Angriff auf ihre Aufmerksamkeit und die Ihres Logen-Nachbarn handelt; die Konkurrenz inszeniert einen schwungvollen Anschlag auf das heilige Grün, und schon widmen sich die Finanz-Koryphäen den Schrecknissen und Schauerlichkeiten zu Ihren Füssen, anstatt pflichtschuldigst Bilanzformulierungsungetüme zu verbrechen und Zahlenunfug fein säuberlich rechtsbündig zu sortieren, während hinter ihrem Rücken die Konkurrenz den Saft aus den Dosen und die Rosinen aus den Porridge stibitzt.
Noch wahrscheinlicher ist allerdings, dass ein von Peking gesandter Roboter-Trojaner aufgrund eines Missverständnisses nicht den Weg nach Berlin, sehr wohl aber den Weg hinter den Bernina gefunden und erfolgreich detaillierte Pläne der Grünflächen unterhalb Ihres Fensters nach China übermittelt hat, wo in allerkürzester Zeit nun exakte Grünflächenkopien für einen lächerlichen Appel und ein vogelgrippiges Ei verschleudert werden werden.
Ach, in welchen Zeiten leben wir eigentlich?
Verdammt, Montag, es könnte schlimmer kaum sein.

RP

stubbornita said...

geschätzte herren waldorf-schoss, statler-schmitz und starbuck-rp

wir erlauben uns, sie wie folgt zu informieren:

(a) der rollrasen befindet sich seit heute montag morgen in evalutation. öffentliche ausschreibung. projektname "sanchopansa".

(b) überdies hat sich die gewerkschaft gemeldet; gefordert wird naheliegenderweise ein neues sabbatical-reglement für das untere kader.

(c) und natürlich verlangen auch hinterbliebenenversicherung und pensionskasse eine genaue abklärung aller umstände. die unabhängige untersuchungskommission hat ihre arbeit bereits aufgenommen. mit ersten resultaten ist allerdings nicht vor ende geschäftsjahr zu rechnen.

(e) die geschäftleitung hat an der morgigen sitzung das thema "strategic greenkeeping" traktandiert. die direktunterstellung aller patentierten roboterwerte dem ceo wird nun doch noch ernsthaft erwogen, eine aktivierung ist dagegen wohl weiterhin eher ausgeschlossen, weil sonst die revisionsstelle "wieder dumm tut".

(d)was herrn statler-schmitzens stelzversuche angeht, so suhlt sich die stubbornitische syntax-stamina - gestählt in jahrzehntelangen klausuren in überalterten elfenbeintürmen diverser fakultäten - wohligstens in sämtlichen sondersätzen sowohl schmitzscher, statlerscher und sowieso schossscher provenienz. und dies mit der allervorzüglichsten hochachtung. caveat: selbiges gilt selbstredend NICHT für die mehrwertsteuerlichen sondersätze. DIE gehören längstens abgeschafft.

(e) und bezüglich aller merkelschen fernöstlichen lizenzierungsversuche kann sich mein beherzter software-roboter-hantierer nicht nur an montagen aller hoffnung begeben und zur sofortabschreibung schreiten. sondern grob geschätzt "bis auf weiteres". derlei offene formulierungen sind auch im umgang mit der chinesischen diplomatie wohl am vielversprechendsten: hat denn nicht auch der bundesbrief von 1291 genau deswegen nach wie vor seine gültigkeit? alternativ - und erinnernd, dass unser parkroboter made in italy ist, empfiehlt es sich, den teutonischen immaterialgüterfrustrierten im umgang mit fernost möglicherweise die altbewährte italienische methode: zurückklauen - aber einfach so, dass es brüssel nicht merkt.

wie-miss-piggy-die-haare-über-die-schulter-werf

stubbornita