Monday, December 3, 2007

Mason & Dixon




Auf stubbornitas Pendenzenliste lagert seit längerem ein Problem. Lange genug, dass es ihr den Schlaf zu rauben beginnt. Zusätzlich überlagert von erfreulichen Meldungen der Art, für die Gian Paolo den zuständigen Unglücksraben von einem asset manager von einem Pressechef abgibt:

"Im Gelände oben, waisch, isch kompliziert. Also die Baubewilligung erteilt - das war die Gemeinde A. Dann stellt aber nach zwei Jahren einmal jemand fest, das Fassbecken 4B steht ja auf der falschen Seite des Bachs! Also gehört sie zur Gemeinde B. "

oder:

"Ja, die Preda-Leitung haben wir dem lokalen Elektrizitätswerk abgekauft. Endlich. Isch kompliziert, fünfhundertseitiger Vertrag, Eigentum zu 100% bei uns, Transportrechte aufgeteilt zwischen denen (38.97%), den andern (14.66%), jenen (6.98%), diesen (4.56%) und uns (Rest [bitte selber rechnen, das Ergebnis sollte 100% nicht überschreiten]).
zwei Wochen später:

"Oh, sie haben zwei Schaltanlagen vergessen, uns zu verkaufen! Die gehören anscheinend (a) doch ihnen selber [und nicht denen, den anderen, jenen, diesen oder sogar schon uns], und (b) auch zum Übertragungsnetz, also müssen wir ihnen diese noch abnehmen. Mist. Für wieviel? Keine Ahnung, isch kompliziert. Nur die Schaltblöcke 380 kV, den Rest wollen sie behalten. Und das sollen sie auch. Wir kaufen nur Übertragungsnetz samt Zubehör, aber doch sicher kein Verteilnetz!"

Und dann ruft auch noch der Steuerkommissär an zwecks höflicher Nachfrage nach dem Stand der Dinge in dieser Angelegenheit. Steuerlich läuft diese Geschichte unter dem Label "interkommunale Steuerausscheidung". Die Anlagenbuchhaltung ist auf knapp ähnlichem Informationsstand wie wir alle - und wenn nicht mal die Gemeinden selber Bescheid wissen, sind innovative Konzepte gefragt. stubbornita holt tief Luft und schreibt ratsuchend nach Amerika:

"Was hälst du von einer interkommunalen Steuerausscheidung nach Leitungskilometern?"
Die Antwort ist ernüchternd: Hauptsache sie hätte was als Beilage zur Steuerklärung, isch jo gliiich. Eben! Sie braucht eine Beilage, das ist es ja gerade! Gut. stubbornita also hinauf in den zweiten Stock "zu den Technikern". Auf den Baukatasterplänen die Stommasten der Berninaleitung gezählt und auf 1:25,000 Swiss-Topo-Karten eingetragen, dann die Kilometer gemessen pro Gemeinde von Sils bis Tschlin und Campocologno.

Räudig Spass gehabt. Neue interkommunale Joggingrouten geplant - tausende von Leistungskilometern entlang der Leitungskilometer. Dann, endlich, Campocologno, die Grenze! Von nun an kümmern sich [und besteuern] die Italiener! stubbornita, erschöpfte Rückkehrerin aus der virtuellen Leitungswildnis, stolz verkündend:

"Soll noch einer sagen, ich hätte einen öden Bürojob. Ich komme mir vor wie Mason&Dixon!"

3 comments:

Anonymous said...

Sag-gen-haft, verehrtes Frl Stubbornita

Umstrittene Grenzverläufe, Bündner-Gemeinde-Auseinandersetzungen, Zoff um Wegerechte, Wasserstellen und Gold (Steuergelder). Das klingt wie die lang ersehnte Fortsetzung von Winnteou (Winnetou IV - Streit ums Wasser und der Kampf und den elektrischen Pfad).
Und sie Wunderbare schlüpfen einfach in die Mokassins, laufen wie die berühmten Trapper die ganze Strecke mal eben hoch und runter und entlocken den Einheimischen so nebenbei alle Geheimnisse, die es zu entlocken gibt. Bis an die Grenze, da, wo die Südstaaten beginnen....

Freundliche Grüsse

RP (tief beeindruckt)

Erdge Schoss said...

Bei Sonnenschein, kommoden Temperaturen, einer Tagesdecke im Font des Oldsmobile sowie eines reich bestückten Picknickkorbes, liebes Fräulein stubbornita, stelle ich mir's auch recht idyllisch vor. Anders, wenn Sie nun lostrappten, wo doch Schnee über Ihre Pässe weht und wahrscheinlich Wolf, Luchs und Problembär das Geläuf kohlenhydratseits inspizieren.

Unglaublich
Ihr Erdge Schoss

Anonymous said...

Liebes Froin Stubbornita, Sie müssen dringlichst raus aus dieser Art fadenscheinig-bürokratischer Zwangsrealität, das taugt Ihnen nicht für zukünftige Glückseligkeit. Ich z.B. habe mir gestern Abend mit Teilen der Forensik das wunderschöne Filmlein "Der goldene Kompass" aspiriert und habe, obwohl es garnicht um einen Kompass geht, sondern um einen "Anhagrablingblongdings" oder so, wunderbare Erklärungen gefunden, warum dieses Segment der Wirklichkeit, in dem Sie im 2. (Ge)Schoß Landmarken nachmessen und Scheißdreck durchkalibrieren nicht das Richtige für Sie sein kann. Niemals nicht! Mein Rat: schauen Sie mit einem lieben Menschen diesen Film an, suchen Sie sich ein Tier aus und treten Sie über...

Herzlich
Ihr
RoooaaaRRRR Schmitz