Wednesday, July 11, 2007

ambrogio (1): il prologo


Wenn der ehrwürdige Patron einer expandierenden, inzwischen sogar börsenkotierten, traditionsreichen Elektrizitätsgesellschaft wegen Büromangels aus dem Obergeschoss der alten Jugenstilvilla aus- und in die oh-so-very moderne Villa auf dem benachbarten Grundstück einziehen muss, heisst das noch lange nicht, dass auch das Jugendstilpersonal seine seit über hundert Jahren angestammten Wirkungsstätten verlassen muss. Somit hat die Firma weiterhin einen eigenen Gärtner für die Bewirtschaftung der (nicht geringen) Parkanlage. Und gemäss neuester Matrix-Struktur findet sich deshalb dieser Gärtner folgerichtig als Teil der Gruppe "Finanzen und Dienste" släsh "Logistik und Infrastruktur" släsh "Flowers & Garden" auf dem Organigramm wieder.

ivano: "Und im Winter mache ich ausserdem die Post. Was ist das: ein Organigramm?"
stubbornita: "Ein Organigramm ist, damit wir wissen, wer wessen Chef ist. Zumindest formell."
ivano: "Ausserdem mache ich die Kaffeemschine. Samt Reinigung, Nachfüllung der Kaffibohnen und Petflaschenentsorgung."

Ivanos Kernkompetenz des Sommers ist jedoch zweifellos der Rasenmäher. Das firmeneigene Exemplar hat die Grösse eines mittleren Traktors, und Ivano hockt halbe Tage lang mit Lärmschutzkopfhörern auf dem Teil und kurvt mit nicht gelinder Begeisterung um die Rabatten, Gebüsche und Blumenbeete. - Aber nur auf der einen Hälfte des Parks!!!! Und zwar auf jener Hälfte, die NICHT an den neuen Wohnsitz des Direktors grenzt. Frau Direktor hat sich nämlich über die Lärmemissionen des Rasenmäh-Traktors beschwert, die sich auf ihrer Seite der Hecke hinterhältigstens zu Lärmimmissionen wandeln, welche die direktoriale Siesta und ebenselbigen Seelenfrieden stören.

Seit Einführung der neuen Matrix-Struktur ist Ivano deshalb für diese Parkhälfte nicht mehr persönlich zuständig. Dafür ist er jetzt gemäss Organigramm formell der Vorgesetzte einer zusätzlichen Fachkraft - Ivano ist nun also der Chef von Ambrogio.


p.s. "ambrogio" schön mit weichem [dsch] aussprechen, bitte!

9 comments:

Anonymous said...

Spricht sich gut, liebes Fräulein stubbornita, sieht auch gut aus.

Anonymous said...

Muß ebenfalls zustimmen: Ambroodscho...hat was. Und Ihr Geschreibe setzt sich mählich feinst in Bewegung, so daß man lauert...
Jawoll und die Strommann-Hütte ist auch eine feine. Wo rauscht aber nun der kernkraftgebende Wasserfall gen Tal? Hm?

stubbornita said...

geschätzte herren

ganz zur linken hand in der ersten etage sehen sie noch knapp das stubbornitische bürofenster - mit südsicht auf ambrogios teil des parks.

herrn schoss interessiert möglicherweise noch, dass im parterre der direktor höchstselbst, der finanzchef sowie weite teile des rechnungswesens logieren.

herr schmitz möchte ich marketingtechnisch darauf hinweisen, dass der erhoffte Wasserfall leider in einer Hochdruckleitung von einem alpinen Stauseeli runter ins Täli erpresst wird. dafür kann andererseits von KERNkraft keine rede sein.

vorzüglich

stubbornita

Rick said...

Das kann eine große Serie sein, wenn der Prolog verspricht weiteres folgen zu lassen. Was kommt als nächstes : in D würde sich das Amt einmischen um mittels Gender Silencing Studie den Lärm gleichmäßig gleich bleiben zu lassen. Oder entdeckt Herr Direktor seine Ökonachhaltigsoziale Ader und importiert 24 taubstumme kirgisische Steppenziegen die leise fortan des Rasenmähers Arbeit erledigen werden? Befördert das den Ziegenhirt in spe Ivano zum Chief Ecological Coordinator?
Und wird es zum Roman auch ein Gewinnspiel geben?

Anonymous said...

Kernkraft nein. Wasserstoff ja?! Grins. Nö. Hab schon verstanden. Ihr Schweizerer macht sauberen Strom. Und wir hier drüben kriegen ja auch davon ab. Gut so.

Grins:
Rätius Energetore Schmitz

stubbornita said...

geschätzte herren

die taubstummen ziegen machen jedem geissenpeter freude, da denken sich ja fast von alleine gröbere absurditäten aus, die mit sicherheit in jedes moderne organigramm passen werden.

aber, herr energettore, sie werden mich doch jetzt nicht verpfeifen, oder? dafür gebe ich dann auch ohne weiteres zu: ich habe weder von physik noch von chemie den leisesten schimmer eine ahnung, da können sie mir also alles erzählen.

vorzüglich

stubbornita

Anonymous said...

Einer, liebe Stubbornita, der mit dem Kopf gegen die Wand rennt, wäre tatsächlich zu ALLEM imstande - aber keine Sorge: es bleibt energetisch alles entre nous. Ich pflege ja auch nicht gegen Wände zu rennen: ich gleite durch sie hindurch und wechsle nur die Räume. Sie werden das schon naoch verstehen....
Obacht aber, bittesehr, und glauben Sie dem alten Ungeheuer: bringen Sie niemals allzuviele Primaballerinen auf denselben Quadratmeter Tanzboden, das könnte zu Resonanzen mit ungeahnten Folgen führen...

Herzlich zugeneigt
Ihr
Schallwellen Muad'Dib Paul Schmitz

stubbornita said...

geschätzter herr wave schmitz

sie haben mich in einem punkt überzeugt: ihre konfrontationen mit allen gefrorenen und aufgetauchten tücken des universums sind alles andere als kontraproduktiv - entsprechend erlauben sie mir, dass ich sie in meiner hofhaltung entsprechend anpasse.

bezüglich der ballerinen muss ich gestehen, solcherlei ungeheuerlichkeiten üben eine enorme anziehungskraft auf mich aus, ich bin entzückt. das noch in den kinderschuhen steckende risk management department wird's dann allenfalls schon richten.

Oder auch nicht.

vorzüglich

stubbornita

Anonymous said...

Bonjorno, stubbornita.blogspot.com!
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